Samstag, 15. August 2009

Non scholae sed vitae discimus

An dieser Stelle muss ich eine Lanze für das angelsächsische Unisystem brechen. Habe das Gefühl, in einem Monat zum Teil mehr gelernt zu haben, als an Sciences Po in zwei Jahren. Das liegt nicht daran, dass die Arbeitslast hier doppelt so groß wäre, im Gegenteil: manchmal ist weniger mehr. Bei 12 Stunden Uni in der Woche bleibt genug Zeit, sich auch außerhalb des Unterrichts mit dem Stoff zu befassen, den umfangreichen reader durchzuarbeiten und für die Seminare vorzubereiten. Die Seminare sind statt 2 Stunden nur eine Stunde lang, dafür geht die Zeit aber nicht mit irgendwelchen Referaten drauf, bei denen man sowieso nicht zuhört, sondern wird sinnvoll genutzt, um die Texte zu diskutieren und die verschiedenen Konzepte zu debattieren. Ich bin auch positiv überrascht, wie sehr Gruppenarbeit Teil des Lernprozesses ist. Eigentlich bin ich kein großer Fan von Gruppenarbeit, da diese selten sehr effektiv oder interessant war, doch mein Erlebnis mit den australischen Studenten hat mich eines besseren belehrt. Auch hier könnte das französische Bildungssystem einiges lernen. Schließlich basiert die Notengebung hauptsächlich auf den essays, die man im Laufe des Semesters einreichen muss. Eigentlich dachte ich immer, dass ich mich für wissenschaftliches Arbeiten nicht stark interessiere, aber hier bin ich etwas auf den Geschmack gekommen, die Bibliothek zu durchstöbern und für meine Arbeiten zu recherchieren.

Ich will jedoch nicht verschweigen, dass auch mein Studenplan mir das Leben als Student in Sydney versüßt. Montag - frei. Dienstag - frei. Mittwoch - Uni. Donnerstag - Uni. Freitag - frei. Samstag - frei. Sonntag - frei. Habe mir gedacht: Warum 5 Tage in der Woche arbeiten und zwei Tage Wochenende, wenn es auch anderesherum geht ;) Auf der anderen Seite nimmt es auch wirklich viel Zeit in Anspruch, alle Texte für die Seminare zu lesen. Aber dennoch muss ich gestehen, dass es doch wesentlich entspannter als in Nancy zugeht ;)


Hier ein kurzer Überblick über meine Fächer:


Intermediate Macroeconomics

Nachdem mir VWL im ersten Jahr in Nancy sehr gut gefallen hatte, wollte ich gerne meine Kenntnisse etwas auffrischen und tiefer in die Welt von Bruttoinlandsprodukt, Leitzins und Arbeitslosenquote eintauchen. Zum Glück hatte ich schon Vorkenntnisse, denn ich sitze in dem Kurs nur mit reinen Wirtschaftsstudenten; dementsprechend ist das Tempo um einiges schneller als in Frankreich: nach 4 Vorlesungen haben wir etwa den Stoff eines Semesters durchgenommen und ab jetzt wartet Neuland auf mich. Der Kurs gefällt mir aber sehr gut; denke es ist wichtig, wenn sich für die etwas mehr literarisch-angehauchte, politische Seite der Wirtschaftspolitik interessiert, auch etwas Ahnung von den harten Zahlen und Fakten zu haben. Sehr interessant, ist die Asiatenquote in diesem Kurs. Generell studieren sehr viele asiatische Studenten in Australien, denn für sie ist es eine Art Karrieresprungbrett. Habe gehört, dass in manchen Fällen die ganze Familie spart, nur um ein Kind das teure Studium zu ermöglichen. Da ist es nur logisch, dass das Kind auch etwas "gescheites" studieren soll. Das ist wahrscheinlich der Grund, warum in diesem Kurs mindestens jeder zweiter Student aus Asien kommt im Gegensatz zu den politikwissenschaftlichen Kursen, wo man eher Australier antrifft

Political Economy of Development

Ich glaube dieser Kurs entwickelt sich zu meinem Favoriten für dieses Semester. Er geht der Frage nach, woher Entwicklung kommt und welche Auswege es für Entwicklungsländer gibt. Sehr interessante Texte, sehr gute Vorlesung, sehr gutes Seminar. Bin gerade dabei meinen ersten essay in diesem Fach zu vollenden. So kann's weitergehn

Environmental Politics

Nachdem der Kurs über climate change mich in Nancy so begeistert hat, belege ich hier einen Kurs über Umweltpolitik im Allgemeinen. Die Professorin ist Französin, hat aber ihren PhD von Cambridge und dem MIT. Krasser Lebenslauf. Im Seminar habe ich eine Doktorantin, die über Clean Development Mechanisms (Industrieländer investieren in Entwicklungsländern, um dort den CO2-Ausstoß zu verringern) arbeitet und ich habe vllt im zweiten Semster die Möglichkeit, an einem Projekt mitzuarbeiten.

Applied International Studies

Es gibt Sachen, die hören sich theoretisch gut an. Zum Beispiel Kommunismus. Oder 24 Biere in 24 Stunden trinken. In der Praxis können die Folgen jedoch desaströs sein. Ok, ganz so schlimm ist es nicht, aber die Kursbeschreibung hat mir am Besten gefallen und im Endeffekt ist es so naja... Die Vorlesung ist total wirr, auf jeder Powerpointseite stehen geschätze 500 Wörter und die readings sind so trocken wie Knäckebrot. Das Seminar ist zum Glück recht interessant, weil wir dort eine Simulation des United Nations Human Rights Council auf die Beine stellen, was die ganze Sache wieder etwas rettet.

So, ich glaube ich werde jetzt hier in Glebe mal auf den Markt gehen und einen Café einnehmen.

Cheers,
Patrick

Freitag, 31. Juli 2009

Sydney liegt am Meer

Auch das nichts neues, aber jeden Tag aufs neue wunderschön. Auf der einen Seite der Stadt der Hafen (eher ein langer Fjord) mit der Oper und der Harbour Bridge. Beeindruckend einfach zu Fuß über die Brücke zu laufen, ganz zu schweigen von der Möglichkeit sie zu besteigen, was ganz oben auf meiner Wunschliste stehen würde, wenn ich im Lotto gewinnen würde. Eine preiswertere Alternative ist dazu einfach ein Fähre zu nehmen und eine Rundfahrt durch den Hafen zu machen, könnte Stunden damit verbringen!
Auf der anderen Seite der Stadt sind Sydneys weltberühmte Strände und natürlich die Mutter aller Strände: Bondi Beach. Von dort kann man an den Klippen mit Blick auf den wilden Pazifik die restlichen Strände erkunden, die mindestens ebenso viel Charm haben wie das zugegenermaßen ziemlich touristische Bondi.

Dienstag, 28. Juli 2009

Australien in 3 Lektionen

1. Australien ist ein schönes Land
Nur falls jemand noch daran gezweifelt hätte. Es war einfach atemberaubend. Dieses Land hat auf jeden Fall mehr zu bieten als Strand und ich kann es kaum erwarten, es Stück für Stück zu entdecken
2. Australien ist ein verdammt gefährliches Land
Nein, ich spreche nicht von der Kriminalitätsstatistik. Auch nicht davon, dass von den weltweit 10 giftigsten Schlangen alle in Australien beheimatet sind, was uns aber der Sache schon näher bringt. Ich war einigermaßen überrascht, dass mir von der Jugendherberge dringend nahegelegt wurde als ich von meinen Wanderplänen zum Ruined Castle berichtete, mich bei der Polizei abzumelden und einen GPS-Peilsender mitzunehmen, falls ich mich verlaufen sollte. Erst am Abend erfuhr ich, dass auf derselben Route ein englischer Backpacker vor kurzem verschwunden war und seit über 10 Tagen vermisst wurde. Am nächsten Tag wurde er wie durch ein Wunder wieder gefunden. Das Greenhorn hatte zwar alle Fehler begangen, die man als Wanderer wohl machen kann (kein Wasser, nicht ausreichend Nahrung, keine Karte, kein Handy), aber dennoch… Fühlte sich gut an, das GPS dabeigehabt zu haben
3. Australier sind sehr nette Typen
Klar, immer schwierig zu generalisieren. Aber dennoch: Alle Leute, die ich bisher kennengelernt habe, waren sehr höflich, aufgeschlossen und hilfsbereit. Hier absolut jeden, gleich welchen Alters, sozialer Stellung und dergleichen mit „mate“ (Kumpel) anzureden gehört einfach dazu. Bei meinen Wanderungen habe ich immer wieder aussies getroffen, mit denen ich Stück gelaufen bin, die mir über ihr Land erzählt haben. Sehr angenehm!

Montag, 27. Juli 2009

Blue Mountains

Seit einer Woche bin ich nun von meinem Trip aus den Blue Mountains zurück und finde endlich Zeit und Ruhe, einige Zeilen zu schreiben. Nachdem ich schneller als erwartet eine WG gefunden habe, nutzte ich die freie Zeit bis zum Beginn der orientation week, um etwas die Umgebung Sydneys zu erkunden. Auch wenn das Wetter (meist sonnig, um die 20°C und das obwohl es in Australien im Moment Winter ist) auch einen Abstecher an die unzähligen Strände in der Umgebung Sydneys zugelassen hätte, entschied ich mich in die Blue Mountains zu fahren. Jenem sagenumwobenen Gebirge etwa 150 km westlich von Sydney, das die Siedler erst vor 150 Jahren durchdringen konnten. Mit dem Zug (2h, 6$ - besser geht’s nicht) fuhr ich nach dem Katoomba, dem Zentrum der Gegend und bestem Ausgangspunkt für Wanderungen.
Die nächsten Tag durchstreifte ich die Berge, Täler, Urwälder dieser atemberaubenden und unglaublich abwechslungsreichen Gegend.
Tag 1: Ruined Castle
Früh brach ich zu dieser Tageswanderung auf. Ein Weg führt aus Katoomba zu den „Golden Steps, die steil hinab ins Tal führen. Im Tal dann auf einem Wanderweg durch den Regenwald: Kakadus, Wallabies, Pfaue, Eukalyptusbäume. Der Höhepunkt ist am Ende der Wanderung, wo man einen Felsen erklimmen kann, der inmitten des Tales liegt und die Gegend überthront. Genialer Ausblick und Lohn für die schweißtreibende Wanderung
Tag 2: Wentworth Falls
Am zweiten Tag wanderte ich auf der anderen Seite des Jamison Valley, auf einem schmalen Weg der entlang der Klippen auf einem Felsvorsprung führte, vorbei an grandiosen Wasserfällen, wunderschönen Felsformation mit Überblick über das gesamte, dicht mit Eukalyptusbäumen bewachsene Tal.
Tag 3: Grand Canyon
Zwar nicht so groß wie sein Namensvetter in den USA, aber nicht minder beeindruckend ist der Wanderweg durch den Grand Canyon. Auf Baumstämmen über Bäche balancieren, einen Regenbogen im Tal bewundern… Nach dem Mühsamen Aufstieg wieder zum Ausgangspunkt (alles was man bergab läuft, muss man auch wieder hoch) wanderte ich drei Stunden an den Klippen entlang, vorbei an unzähligen Aussichtspunkten, von denen einer den anderen übertraf.
Tag 4: Ruined Castle
Am letzten Tag zog es mich nochmals zum Ruined Castle. Um 5.30 Uhr stand ich auf, um den Sonnenaufgang am Rande des Tals zu beobachten und der Sonnen dabei zu zusehen, wie sie mühsam über die Bergwipfel steigt. Danach ging es wieder ins Tal, wo ich stundenlang wanderte ohne eine Menschenseele zu treffen.

Sonntag, 26. Juli 2009

WG Hunting

Eines meiner besten Erlebnisse hier in Sydney! Ich bin extra zwei Wochen vor Unibeginn hierher gekommen, um in Ruhe eine Wohnung zu finden, mich einzurichten, mich einzuleben. Und dann ging alles schneller als gedacht! Am ersten Tag meiner Wohnungssuche hatte ich fünf Termine vereinbart und bereits beim Dritten wusste ich: Das ist es. Ich wohne in einem Viertel nah an der Uni (daher viele Studenten, Bars, Cafés) zusammen mit einem sehr netten und kulinarisch geschulten Aussie. Die Wohnung ist sauber, komplett und geschmackvoll eingerichtet, mit herrlichem Blick über die skyline, 15 Minuten zu Fuß von der Uni, 5 Minuten vom Ruderclub (freue mich darauf wieder anzufangen!) und für Sydney-Verhältnisse auch nicht allzu teuer, d.h relativ gesehen ziemlich teuer, etwa auf Paris-Niveau.

Montag, 13. Juli 2009

Müde in Sydney

Ausnahmen bestätigen die Regel. Ich konnte es gar nicht glauben, als die Zöllner mich an der kilometerlangen Schlange am Zoll vorbei ins Freie winkten. Eigentlich wird hier nämlich jeder gefilzt, dann bei Quarantäne verstehen die Aussies mal überhaupt keinen Spaß. Man darf hier nämlich nichts mitnehmen, was auch nur im geringsten in der australischen Fauna und Flora sich verbreiten könnte. Ziemlich verständlich, wenn man der Geschichte glauben kann, die Bill Bryson in seinem hervorragenden Reisebericht über Australien (ich glaube, auf Deutsch heißt es Frühstück mit Kängurus schildert. In englicher Landsmann soll demzufolge im 18. Jahrhundert zur Jagd Karnickel importiert haben. Da Karnickel sich ihre Freizeit gerne mit netten Dingen vertreiben und sich also ziemlich schnell vermehren, kam der gute Mann bald nicht mehr mit der Jagd hinterher mit der Folge, das es heute Millionen von diesen Tierchen im bush gibt, die alles kahl fressen. Anscheinend schlimmer als Heuschrecken diese zutraulichen Tierchen...

Wie auch immer. In vorauseilendem Gehorsam hatte ich sowieso nichts dabei (also auch nichts harmloses) und ärgerte mich etwas über die verpasste Gelegenheit einige Weißwürste, Weißbier oder Frankenwein zu importieren. Vorbei an der Schlange ging es in den Zug Richtung Stadtzentrum und von dort mit dem Bus weiter nach Paddington. Ja, richtig gehört nicht Sydney, sondern Paddington. Denn wie ich in einem späteren Beitrag nochmals ausführlicher erklären sollte, ist Sydney in eine Handvoll Vororte aufgeteilt; Sydney heißt eigentlich der innerste Kern der Innenstadt. So kommt es, dass ich im Moment Kilometer von der Oper wohne, aber eben nicht mehr in Sydney sondern in Paddington. Ich kann dort beim Bruder des Freundes einer Freundin aus Nancy übernachten und ich glaube, ich hätte keinen besseren Start erwischen können... Nach der langen Reise tat es sehr gut, den schweren Rucksack einfach abstellen zu können.

Gleich am ersten Tag kam ich so in den Genuß einer privaten Stadtrundfahrt mit obligatorischem Halt an Sydneys weltberühmten Bondi-Beach.

Fortsetzung folgt...

Sonntag, 12. Juli 2009

Schlaflos in Bangkok

Wo nichts ist, kann auch der beste deutsche Drogenschnüffelschäferhund nichts finden. So stand meinem ersten Interkontinentalflug nichts mehr im Wege. Neben mir im Flugzeug saß ein VW-Arbeiter aus Wolfsburg, der den Werksurlaub zu einem 10-wöchigen Reise durch Asien nutzte. So kann man der Wirtschaftskrise auch was Positives abgewinnen. Wie auch immer, im Flug entwickelte sich ein sehr interessantes Gespräch, im Laufe dessen er mir von seinen Asienurlauben erzählte. Ich muss gestehen, dass ich eigentlich nie sonderlich für Asien interessierte, aber seine Erzählungen weckten in mir das Reisefieber und so fasste ich den Entschluss auf der Heimreise Richtung Europa einige Zeit durch Vietnam, Laos und Thailand zu reisen.

Ein Entschluss, der sich nach dem Tag in Bangkok noch verstärkte. Nachdem mein Flug von München nach Bangkok von 21.15 Uhr auf 14 Uhr nach vorne verschoben wurde, hatte ich in der Hauptstadt Thailands 13 Stunden (in Worten: dreizehn Stunden) Aufenthalt vor dem Weiterflug nach Sydney. Was ich zuerst als Belastung und unnötige Verlängerung der langen Reise empfand, stellte sich als großer Gewinn heraus. Nach einem sehr langen Flug, mit sehr wenig Schlaf, äußerst schlechten Filmen und äußerste guter Musik, die schöne Erinnerungen weckte, kam ich um 6 Uhr morgens am Flughafen in Bangkok an. Nachdem ich unbehelligt an den Wärmekameras vorbeikam (ab 2°C über normaler Körpertemperatur geht es ab in die Quarantäne; Schweinegrippe lässt grüßen: 90% Asiaten waren mit Mundschutz unterwegs), das Gepäck im Schließfach verstaute, trat ich aus dem Flughafen heraus und rannte in eine Wand. In eine Wand aus Luft; heißer, feuchter Luft. Sofort waren fünf Thais um mich herum. Nein, ich wollte nicht mit dem Taxi in die Innenstadt fahren. Auch wenn es spottbillig gewesen wäre, warum nicht den noch spottbilligeren Bus mit Einheimischen zu nehmen? Für umgerechnet 2€ ging es eine Stunde in die Stadt. Im Bus lernte ich einen super netten backpacker aus England kennen, der auch vor seiner Weiterreise einen Tag Zeit in Bangkok hatte. Wir entschlossen uns also, gemeinsam die Stadt zu erkunden. Der Bus hielt am backpacker-Mekka Khao San Road (bekannt aus The Beach mit Leonardo di Caprio), von wo aus wir mit einem tuck-tuck zum Großen Palast fuhren. Die dreirädrigen Motorräder mit großer Sitzbank sind das ultimative Fortbewegungsmittel in den verstopften Straßen der Metropole. Doch nicht nur die Fahrt ist ein Erlebnis, fast wichtiger ist das Feilschen um den Fahrpreis. Da der Thai an sich ein recht schlauer Zeitgenosse ist und weiß, dass selbst das Doppelte des üblichen Fahrpreises für den Tourist nur ein Paar Penny aus der Portokasse sind, verlangen sie für eine 10-minütige Fahrt etwa 2€. Nicht, dass ich es Ihnen nicht gönnen würde, aber das Feilschen konnte ich mir nicht nehmen lassen:
- Wie viel kostet die Fahrt zum Großen Tempel?
- 100 Baht (2€).
- 100? Viel zu teuer! Ich habe Frauen und Kinder daheim. Mehr als 50 Baht is nicht.
- 50? Womit soll ich den Sprit bezahlen. 75!
- 75 ist zu teuer. Der Fahrer 10 Meter weiter bietet es für 60 an.
- Ok 60.
- Top!

Nach der rasanten Fahrt durch die Straßenschluchten der Millionenstadt kamen wir vor dem Großen Tempel an: Trotz der Touristenströme (eigentlich dumm über die Touristen zu schimpfen, wenn man selbst einer ist…) ein absoluter Höhepunkt dieses Tages. Mehr als die beeindruckenden Tempelanlagen faszinierten mich die unzähligen Maler, die die aufwendigen Wandmalereien mit einer unglaublichen Geduld und mit feinen Pinselstrichen (zum Glück haben sie mich nicht dahin gesetzt…) frei Hand und ganz ohne technische Hilfsmittel restaurierten.

Von dort flanierten wir ohne festes Ziel durch die Stadt, probierten das köstliche Essen an den unzähligen Garküchen, ließen uns mit der Menge treiben. Im Hinterhof einer Seitengasse kehrten wir schließlich zum Mittagessen ein: Große Ventilatoren vertrieben die schwüle Mittagshitze, thailändisches Bier kühlte von innen. Obwohl ich nach zwei Hauptgängen (bei umgerechnet 1€ pro Gericht macht das ausprobieren doppelt so viel Spaß) und einer großen Nachspeise so unglaublich satt war, hatte das eine Bier eine äußerst durchschlagende Wirkung. Ich kann mich nicht erinnern, jemals von einem Bier so betrunken gewesen zu sein. Obwohl ich an dem Tag schon schätzungsweise 4 Liter Wasser getrunken hatte, schien der Alkohol direkt in die Blutbahn überzugehen. Leicht schwankend traten wir auf der Straße und stiegen dankbar in das nächste Tuck-Tuck. Auf zum Fluß sollte es gehen, eine kleine Fahrt mit der Fähre wäre genau das Richtige um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Für 10 Baht bot der Fahrer an, uns mitzunehmen. Einziger Hacken: Wir sollten bei einem Geschäft vorbeifahren, das ihn sein Benzin sponsert. Warum nicht? Für 10 Minuten interessiert tun und schauen, wie die Verkäufer einem etwas andrehen wollen, schien das ein fairer Preis zu sein. In unserer heiteren Stimmung fanden wir das zudem auch ziemlich witzig. Im Geschäft kam es dann zum Showdown zwischen zwei extrem geschäftstüchtigen Thais, die uns irgendwelche Maßanzüge schneidern wollten und zwei einigermaßen angetrunkenen backpacker, die während zehn Minuten ihrem Fahrer zuliebe sich für die neusten Stoffe aus Italien interessierten. Nach zwei Minuten wollte der erste Verkäufer schon ins Geschäft kommen, doch ein plötzliches Interesse meinerseits für ein anderes Modell, dann für einen anderen Schnitt, dann für einen anderen Stoff ließ die Uhr herunterticken. Das nenne ich gutes Zeitspiel.

Der überglückliche Fahrer chauffierte uns dann für 20 Cents quer durch die halbe Stadt zum Wasser, wo wir zu einer wunderschönen Fahrt über den Fluss ansetzten…

Fortsetzung folgt…

Mittwoch, 8. Juli 2009

Erwartungsvoll in München...

Mit einem Strohhut auf dem Kopf ging es auf in die neue Heimat für ein Jahr. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich bei der Passkontrolle als ich meinen Personalausweis vorzeigte gefragt wurde, ob ich auch etwas „anderes“ bei habe. Damit meinte der rundliche, urbayrische Zöllner allerdings meinen Reisepass, ohne sich die Bemerkung ersparen zu können, dass die Gefängnisse in Bangkok nicht sehr bequem sein sollen. Diese Unterstellung musste ich natürlich auch entrüstet zurückweisen. (Also nicht, dass die Gefängnisse in Bangkok nicht bequem wären; sondern dass ich etwas „anderes“ dabei haben könnte.) Nachdem ich bei einem Flug aus London in Frankfurt aufgrund eines Zirkels im Handgepäck schon unter Terrorverdacht kam oder bei einem anderern Flug aus Paris in Stuttgart als einziger Passagier der ganzen Maschine gefilzt wurde, wirft das für mich schon die brennende Frage auf, ob mein Äußeres mich zu leicht in den Dunstkreis der afghanischen Taliban bringt oder den Anschein eines kolumbianischen Drogenbarons gibt.

Fortsetzung folgt, ich gehe mir jetzt mal einige Wohnungen ansehen...

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Zuletzt aktualisiert: 13. Sep, 12:26

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